Der tiefere metaphysische Hintergrund und Ursprung der Technik
Der Schritt in die Technik, die im Leben der Bewohner der fünften und sechsten Ebene eine so große Rolle spielt, bildet einen festen Bestandteil des göttlichen Bauplans der Ebenen, auch wenn diese Technikgläubigkeit nur eine marginale Stufe darstellt, die man möglichst schnell überwinden sollte. Wie ist dies zu verstehen: In der fünften Ebene liegt gemäß der Struktur der Ebenen der Keim des Schöpfungsgedankens des Raumes und der Zeit verankert. Durch Zeit und Raum wiederum entstehen die Illusionen der Trennung, der Angst vor dem Verlorengehen und dem Verlust. Siehe dazu Glossar „Ebenen“, Unterkapitel „Die Struktur der Ebenen“. In der sechsten Ebene werden diese angstvollen Illusionen dann geradezu übermächtig und beherrschen das gesamte Leben der Lebewesen. Die Bewohner der Ebenen versuchen diesen Ängsten entgegenzuwirken, indem sie den unheimlichen, nicht zu fassenden Weiten und Tiefen des Raumes und der stetig fließenden Zeit Halt und Festigkeit entgegenzusetzen versuchen. Dies gelingt ihnen, indem sie ihre Gedanken selbst unbeweglich machen, indem sie als viele Wesen formelhaft immer wieder das Gleiche denken. Auf diese Weise beginnt sich die von ihrem Ursprung her unendlich flüchtige, leicht bewegliche Urenergie allmählich zu verdichten und zu verfestigen – ein unheilvoller energetischer Zustand, den die Ebenenbewohner dann fälschlich als sogenannte Materie interpretieren und, typisch für ihr enges dualistisches Denken, als Gegenteil des Bewusstseins oder Geistes auffassen. Die Verfestigung der von ihrem Wesen her eigentlich fließenden Energie führt bei den Bewohnern der Ebenen folgerichtig zum Verlust ihrer ursprünglichen Freiheiten. Das heißt, sie sind nicht mehr in der Lage, sich jenseits der Einengungen von Raum und Zeit zu bewegen und die Welt allein durch die Kraft ihrer Gedanken zu verändern und zu erschaffen. Denn sie haben ihre Körper und ihre Umwelt energetisch verfestigt und damit den Illusionen von Raum und Zeit Rechnung getragen. Derart sind sie nun tatsächlich nicht mehr nur illusionär, sondern auch energetisch in Raum und Zeit gefangen. Die verfestigte Energie schafft die Grenzen des physischen Körpers, den Tod etc. und lässt die Welt für deren Bewohner zu einem Gefängnis werden. Siehe dazu Glossar „Tod“. Die Entwicklung der Technik in der fünften und sechsten Ebene ist dementsprechend eine logische Folgeerscheinung der Verfestigung von Energie. Denn Technik ist selbst verfestigte Energie.
Technik als Ausdruck der Erinnerung an die verlorene Freiheit
Zugleich aber sind Technik und wissenschaftlich-technischer Fortschritt bzw. der Glaube an deren heilsbringende Kraft ein beredter Ausdruck des Bedürfnisses, diese selbst geschaffenen materiellen Grenzen zu überwinden. Und dieses Bedürfnis entspringt der versteckten Erinnerung der Seele an ihre verlorene Freiheit und damit an ihren Ursprung. Wenn man mit Transportmitteln wie Autos, Flugzeugen, Raumschiffen oder Kommunikationsmitteln wie Telefon, Fernsehen, Videokonferenzen immer schneller und leichter den Raum zu überwinden trachtet, dann versucht man über den Umweg des Surrogats der Technik diese verlorene Freiheit des Fliegens mit dem eigenen Energiekörper, der verlorenen Fähigkeiten der Telepathie und des Hellsehens, des Allseins und Überallseins wiederzuerlangen. Dieser Versuch, die verlorenen Freiheiten und Fähigkeiten mit Hilfe der Technik wiederzugewinnen, kann jedoch das Problem des Gefangenseins in verfestigter Energie nicht lösen. Im Gegenteil schafft die Technik nur neue, noch weitaus größere Abhängigkeiten und die Menschen entlernen wesentliche Überlebenstechniken. Darüber hinaus ist Technik aus verfestigter Energie prinzipiell gegen das Leben gerichtet, welches ja gerade in der unendlichen Beweglichkeit und Lebendigkeit besteht. Die schrittweise Zerstörung des Ökosystems der Erde durch fortschreitende Technisierung ist ein beredtes Zeugnis für die Falschheit dieses technischen Lösungsweges. Viel naheliegender wäre es, die Materie als Ausdruck der Verfestigung der Energie selbst zu überwinden. Doch dieser Weg ist ein geistiger, der die radikale Veränderung unseres bisherigen Bewusstseins verlangt. Ergebnis wäre ein neuer Realitätsbegriff, gemäß dem nur noch das Bewusstsein wirklich ist im Sinne einer Bewegung ohne Bewegtem.
Der Große Mechanikermeister und seine technische Neuschöpfung
Eines der wesentlichen Themen des Erlebnisberichts der Levitan-Zwillinge ist der Versuch des Großen Mechanikermeisters, mit Hilfe der Technik eine eigene, bessere Welt zu erschaffen, in der Schmerz und Leid, Trennung und Tod, die Gefahr der Manipulation durch den Drachen Morsus ein für alle Mal gebannt und überwunden sind – alles Dinge, die der Mechanikermeister letztlich als Fehler der Schöpfung ansieht.
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Indem er das Konzept der Technik aus der fünften und sechsten oberen Ebene in die höheren Ebenen transportierte, versuchte der Mechanikermeister jedoch universale Prinzipien des Auf- und Abstiegs durch die Reife des Geistes und des Herzens außer Kraft zu setzen. Denn zum einen öffnete er die Pforten zu den höheren Ebenen allein durch seine immense Kraft des Verstandes, zum anderen setzte er das universale Verbot der Mitnahme von Dingen niederer Ebenen in höhere Ebenen außer Kraft. Die Wiedergewinnung des Herzens des Mechanikermeisters durch Jule Levitan und die Auflösung seiner technischen Schöpfungen im Strom seiner Tränen könnte dementsprechend als Symbol der Kapitulation seines Anspruchs der Verbesserung der Schöpfung durch Technik und damit als ein Eingeständnis in die Unzulänglichkeit der Technik als Problemlösemittel gedeutet werden.
Das wirkliche Anliegen des Technikansatzes des Großen Mechanikermeisters
Diese Deutung des Tuns des Mechanikermeisters liegt zwar nahe, erscheint aber dennoch aus vielerlei Gründen zu einfach. Darüber hinaus wissen wir nicht, ob Jule Levitan in ihrem vorliegenden Erlebnisbericht tatsächlich alle wesentlichen Fakten genannt hat. Einen ersten Hinweis, dass die Kritik an dem Technikansatz des Mechanikermeisters unangemessen ist, liefert die Weise Schildkröte mit ihrer Bemerkung, der Große Mechanikermeister habe durch den Bau seiner mechanischen Geschöpfe die Gedankenmanipulation des Drachen Morsus erfolgreich unterbunden.[1] Darüber hinaus gibt es mehrere Indizien, dass es ihm bei seinem Versuch der Neuschöpfung nicht allein um die Veränderung oder Außerkraftsetzung bestimmter überkommener Schöpfungsprinzipien mittels der Technik ging, sondern vielmehr um die radikale Neustrukturierung des Energiekörpers. Um dies zu verstehen, muss man wissen, dass mit der göttlichen Erschaffung der Schönen Cloeda deren spezifische Energiestruktur zur energetischen Urform oder Blaupause sämtlicher nachfolgender Daseinsformen wurde – quasi eine immer wiederkehrende Einlösung der makrokosmischen Struktur Cloedas im Mikrokosmos. Die Schöne Cloeda gab also nicht nur den Ebenen, sondern auch deren Bewohnern und ihren Schöpfungen die spezifische Energiestruktur. Unter diesem Gesichtspunkt kann der Transport und die Anwendung der technischen Prinzipien der fünften und sechsten Ebene in die höheren Ebenen statt eines Verstoßes gegen das Ebenenprinzip genauso als Versuch einer bewussten Neukonfiguration des Energiekörpers der Schönen Cloeda verstanden werden. Denn der Mechanikermeister transformierte auch die Technik, so dass sie nicht mehr nur im Bereich der verfestigten Energie ihre Anwendung findet. Die weitreichenden Folgen eines solchen Tuns für die Schöpfung liegen auf der Hand. Ein markantes Beispiel für diesen erweiterten Technikansatz liefert das Konzept der „Gelben Nebelwand“ des Mechanikermeisters, mit dem er ein potentiell unendliches System schuf, das in der Lage ist, wie ein Filter die Destruktivität und Negativität in der Schöpfung zu beseitigen und damit zugleich das Prinzip der Kausalität zu überwinden. Dies bedeutet allerdings nicht die absolute Überwindung der Negativität, die in der Dualität der Schöpfung selbst verankert liegt, jedoch die Löschung sämtlicher negativer Folgeprodukte jener Dualität, um einen Neuanfang zu ermöglichen. Das derartig gereinigte Wesen kehrt zurück in den Urzustand der Schöpfung, als der große Traum der Welten begann. Derlei Eingriffe und Veränderungen hatte man bis dato allein dem höchsten Schöpfer zugestanden. Siehe Glossar „Gelbe Nebelwand“. Und tatsächlich bleibt ja die Schöpfung in ihrer spezifischen dualistischen Ausprägung der Spannungspole des Drachen Morsus und der Schönen Cloeda ein fragwürdiges Unternehmen, das bis zum heutigen Tage zurecht die Kritik der Bewohner der Ebenen immer wieder aufs Neue provozierte. Nicht zufällig wird in der „Legende von der Schönen Cloeda“ zwischen den Zeilen die Erschaffung der Schönen Cloeda als ein teilweises Versagen des Schöpfers dargestellt: Denn das Universum drohte durch ihre Schönheit zur Reglosigkeit zu erstarren, so dass der Schöpfer unter Tränen, das heißt notgedrungen unter äußerem Zwang, den Drachen Morsus schuf, um ein Gegengewicht zur Schönheit und Reinheit der Schönen Cloeda herzustellen.
[1] Siehe Kap. „Die Versklavung der Erde“.
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