Wahrnehmung

Wahrnehmung als Schöpfungsakt

Wahrnehmung ist gemäß dem Wissen der Bewohner der höchsten Ebenen prinzipiell ein konstruktiver Prozess der Formung von Energie und somit ein kreativer Schöpfungsakt. Diese Auffassung steht im krassen Gegensatz zur Theorie der Wahrnehmung der Bewohner der fünften Ebene, die von einem passiven Prozess des Abbildens einer bereits vorhandenen, festen äußeren Wirklichkeit ausgehen.[1] Dieser Irrtum resultiert aus der Tatsache, dass die Bewohner der fünften Ebene in den Illusionen des Raumes und der Zeit und damit auch der Materialität gefangen sind. Diesem illusionären Raum-Zeit-Modell liegt wiederum die Vorstellung zugrunde, dass es ein Subjekt gäbe, das die sie umgebenden Objekte quasi über eine Distanz beobachten würde. Tatsächlich jedoch sind diese Distanz sowie die Subjekt-Objekt-Beziehung und damit auch Raum und Zeit eine Konstruktion der Wahrnehmung selbst.
Obwohl bereits die Bewohner der fünften Ebene in der Lage sind, die Illusion eines passiven Abbildens der Außenwelt zu überwinden, zum Beispiel durch das intensive Studium des Wahrnehmungsprozesses in allen Phasen, wird die endgültige Überwindung dieser irrigen Subjekt-Objekt-Anschauung jedoch erst mit dem Erwerb des sechsten Sinns in der zehnten Ebene auf ganz natürliche Weise realisiert. Denn der sechste Sinn erlaubt es, auf natürliche Weise den eigenen Wahrnehmungsprozess zu beobachten und damit festzustellen, dass eine Außenwelt überhaupt nicht existiert. Subjekt und Objekt sind identisch. Damit gilt für die Wahrnehmung im Grunde genommen das Gleiche, was auch für die eine lebendige Energie gilt: Es existiert nur die Bewegung oder Wahrnehmung. Das scheinbare Komplement des Bewegten oder Wahrgenommenen gibt es nicht. Siehe Glossar „Energie“, Unterkapitel „Lebendige, bewusste Energie“.

Anstieg der Wahrnehmungsfähigkeit und Schöpfungskraft mit den Ebenen

Mit dem Aufstieg der Ebenen von der ersten bis zur dreizehnten oberen Ebene nehmen die Wahrnehmungs- und Erkenntnisfähigkeiten kontinuierlich zu. Da Wahrnehmung und Schöpfung prinzipiell dasselbe sind, ist dieser Anstieg mit einer stetigen Zunahme der Schöpfungskraft verbunden bzw. gleichzusetzen. Und diese Zunahme wiederum wird möglich, weil die Lebewesen immer mehr Bereiche ihres eigenen Energiekörpers zu erschließen vermögen. Die Zunahme der Schöpfungskraft entspricht also der wachsenden Verfügbarkeit einer bestimmten Menge an persönlicher Energie.
Die Schöpfungskraft ist dieselbe Kraft, mit der auch der Schöpfer schöpft, nämlich die Fähigkeit, Energie durch Gedanken, Vorstellungen und Emotionen zu formen.
Dieser umfassendere Zugang zur Schöpfungskraft wird aber letztlich nur möglich, weil die aufsteigenden Wesen mit ihrer wachsenden Erkenntnis immer mehr in der Lage sind, ihre eigenen Handlungen und deren Beweggründe zu verstehen und damit Verantwortung für ihre Handlungen zu übernehmen. Dadurch wächst der Gemeinsinn, das Bewusstsein der All-Einheit. Die Individuen denken nicht mehr nur an sich selbst, sondern fühlen, denken und handeln, ihre Individualität überwindend, immer mehr zum Wohle aller Wesen. Sie haben verstanden, dass zwischen ihnen und ihrer Umwelt kein Unterschied besteht. Derart übernehmen sie Verantwortung für die gesamte Schöpfung.
In den ersten sechs oberen Ebenen sind die Freiheitsgrade der Schöpfungskraft und die dazu zur Verfügung stehende Energie noch relativ gering. Die vom Urschöpfer erschaffenen Formen sind nur in geringem Maße veränderbar. Die Wesen können allein durch gemeinsame Arbeit des Denkens, Fühlens und Handelns ihre Welt formen und verändern. Damit ist die Gefahr gebannt, dass einzelne verantwortungslose Lebewesen die Welt dauerhaft und nachhaltig in ein Chaos zu stürzen vermögen.
In den oberen Ebenen nimmt die für die Schöpfung zur Verfügung stehende Energie und Schöpfungskraft stetig zu. Die Energie und ihre bereits existierenden Strukturen können ab der siebenten Ebene von den Wesen immer freier verändert werden. Bereits ab der elften Ebene existiert dementsprechend kein Unterschied mehr zwischen dem Gedanken und der Wirklichkeit. Gedanke und Wirklichkeit sind ein und dasselbe. Aus diesem Grund sagte der Große Mechanikermeister zu Jule Levitan: „Wenn ich daran zweifle, dass die Schildkröte existiert, weil sie vielleicht nur eine Legende sein könnte, ist das völlig irrelevant. Wenn du nur fest genug daran glaubst, dass sie existiert, dann wird sie auch vorhanden sein und du sie finden, selbst wenn sie vor deinem Gedanken noch gar nicht existierte!“[2]

Raum und Zeit als Erzeugnisse der Wahrnehmung und des Denkens

Raum und Zeit sind in der fünften und sechsten Ebene nur als kategoriale oder illusionäre Möglichkeiten angelegt. Erst durch das Bewusstsein der Bewohner werden diese Möglichkeiten aktualisiert, das heißt in eine bewusste Wirklichkeit überführt. Siehe dazu Glossar „Ebenen“, Unterkapitel „Struktur der Ebenen“. Dies geschieht laut der Weisen Schildkröte durch das fortwährende formelhaft-stereotype Denken der immer wieder gleichen Gedanken durch zahlreiche Wesen, die damit die an sich von ihrer Natur her fließende Energie immer weiter verfestigen. Diese verfestigte Energie wird dann gemäß einer gemeinsamen Konvention der Lebewesen als Differenz zum Bewusstsein und damit als Raum und Materie wahrgenommen.
Der Ich-Begriff entsteht also gleichzeitig mit der Vorstellung von der Außenwelt. Denn wenn der Mensch über eine Außenwelt nachdenkt, muss er sich in diese Welt hineindenken, sich im Hier und Jetzt positionieren und zugleich sich vermittels seines konstruierten Ichs nun gewissermaßen auch von Außen sehen. Sind die Begriffe von Innen und Außen, von Subjekt und Objekt erst einmal etabliert, ist auch die Möglichkeit einer immer differenzierteren Reflexion über Beziehungsstrukturen und Objekte gegeben. Das Bewusstsein beginnt sich ein immer reichhaltigeres Inventar an Objekten und abstrakten Inhalten zu schaffen, mit denen es seine Außenwelt anfüllt und ist dabei letztlich selbst nur ein Objekt innerhalb seines Inventars, auch wenn es sich nicht als solches begreift.
Indem sich das selbst konstruierte Ich im selbst konstruierten Raum bewegt, und allmählich ein Gedächtnis entwickelt, beginnt es sich dieser Bewegungen als Differenzen des geistigen Raumes zu erinnern. Auf diese Weise entsteht die Zeit als reflexives Produkt dieser Bewegung. Erinnerung ist nichts weiter als das gleichzeitige Erkennen der Bahnen oder Wege der Energiearbeit und ist damit letztlich, wie die daraus abgeleitete Zeit, hochkonstruktiv. 
Was sich dahinter verbirgt, lässt sich am Klang einer Gitarrensaite modellhaft veranschaulichen. Der Klang ist die konstruktive Summe seiner energetischen Einzelschwingungen. Die Anzahl seiner Schwingungen pro Zeiteinheit bestimmt die Tonhöhe, wobei eine einzelne Schwingung selbst noch keinen Ton ergibt. Besäßen wir kein Erinnerungsvermögen, könnten wir den Klang also überhaupt nicht wahrnehmen – dies heißt korrekt formuliert, ihn nicht mittels unserer Wahrnehmung konstruieren. Der sich in Raum und Zeit entwickelnde Klang ist also, wie seine bestimmenden Kategorien Raum und Zeit, nur eine aktive Konstruktion oder Schöpfung der Wahrnehmung und seines Werkzeugs der Erinnerung.
Der illusionäre Ursprung von Raum und Zeit als Konstruktionen und Projektionen der Gedanken des Bewusstseins in eine gleichsam konstruierte Außenwelt hat sich anschaulich in unseren metaphorischen Begriffen für Wahrnehmungs- und Bewusstseinsvorgänge erhalten wie zum Beispiel „Innenraum“, „etwas begreifen“, „geistiges Fassungsvermögen“, „Seelentiefe“, „etwas in den Hintergrund drängen“ oder „etwas aus dem Sinn schlagen“. Anders gesagt, würden wir niemals auf die Idee kommen, eine Redewendung wie „etwas aus dem Sinn schlagen“ wörtlich zu nehmen, da wir wissen, dass es sich nur um eine illusionäre Konstruktion handelt. Wie auch sollte man sich etwas aus seinem Sinn im Gehirn schlagen? Bezüglich der sogenannten Außenwelt, der Kategorien von Raum und Zeit, ist den meisten Menschen dieser kritische Blick jedoch leider abhanden gekommen. Sie sind gern bereit ihre eigenen Konstruktionen und Projektionen für die Wirklichkeit zu halten.
Der Fehler in der Wirklichkeitsauffassung der Bewohner der fünften und sechsten Ebene liegt also letztlich darin begründet, dass sie die Sprache des Bewusstseins fälschlich als Beschreibung von Raum und Zeit ansehen und diese artifizielle Sprache darauf mit einer angeblich beschriebenen faktischen Wirklichkeit verwechseln.
Doch handelt es sich bei dieser Verwechslung um eine Eigenheit des Bewusstseins selbst. Denn da es genetisch aus der Sprache entstanden ist und auch auf ihr basiert, muss es seine eigenen Bausteine in Gestalt der sprachlichen Begriffe und Gedanken natürlich zwangsläufig als die Welt selbst betrachten. Und tatsächlich sind sie es ja auch für seine kleine Bewusstseinswelt. Diese Bewusstseinswelt hat jedoch nicht das Geringste mit der Unendlichkeit der Schöpfung gemein und kann sie deshalb nicht einmal erahnen. Siehe dazu Glossar „Bewusstsein“.

Raum und Zeit und der Unterschied zwischen Denken und Träumen

Das Denken weist bezüglich seiner Ideen und Begriffe eine gewisse Nähe zum Träumen auf und tatsächlich ist ja auch die Realität des Alltags nur ein Traum. Diese Nähe könnte zu dem Schluss führen, dass die Zeit auch ein realer Bestandteil der Schöpfung sei. Denn wie die meisten Ebenbewohner und höheren spirituellen Wesen annehmen, bildet die Schöpfung der Ebenen das Produkt eines Traumes des Schöpfers und ist mit diesem Traum identisch.
Dieser Schluss wäre jedoch nur dann richtig, wenn der Träumende, alias der höchste Schöpfer sich seines Träumens erinnernd bewusst ist. Nur dann wäre die reflexive Dimension gegeben, in der Zeit und Raum entstehen können. Diese Bewusstheit des Schöpfers ist jedoch zu bezweifeln, da nicht die geringsten Hinweise dafür in seiner Schöpfung zu finden sind. Nur deshalb erscheint die Schöpfung so unschuldig, weil sie unbewusst ist. Solange die Schöpfung in einem Traumzustand verharrt, gleicht sie einem unaufhörlichen universalen Entstehen und Vergehen in jedem Augenblick ohne Anfang und Ende und ohne Erinnerung – ein universaler Zustand, der in tiefer Meditation tatsächlich wahrgenommen werden kann! Diese gedanken- und erinnerungslose Unmittelbarkeit ist die Unschuld selbst.
Diese Sichtweise widerspricht jedoch nicht der andernorts bereits geäußerten Auffassung, dass die Schöpfung als ein Vorgang der allmählichen Selbstbewusstwerdung Gottes durch die Widerspiegelung seiner Selbst in seinen Teilen zu begreifen ist, wodurch sich der Schöpfer alias der Träumende seines Träumens immer mehr bewusst wird. Mit der Bewusstwerdung verschwindet auch allmählich die Unschuld und es entsteht so Verantwortung für das eigene Tun.
Betrachten wir den derzeitigen Zustand seiner Teile, können wir in den 27 Ebenen und ihren Bewohnern allerdings bestenfalls winzige Inseln der Bewusstheit ausfindig machen. Erst wenn die Schöpfung in allen ihren Teilen sich selbst bewusst geworden ist, kann auch der höchste Schöpfer sich seines Träumens als Ganzes bewusst werden. Und erst dann können „Zeit und Raum auch als Wirklichkeit des Denkens und Erinnerns“ entstehen.
Da aber dieses Erreichen der universalen Bewusstheit zugleich ein Aufwachen Gottes aus seinem Traum bedeutet, verschwinden im Moment des Aufwachens auch schon wieder alle Differenzen und damit auch Zeit und Raum. Siehe dazu Glossar „Traum und Träumen“, Unterkapitel „Das absolute Aufwachen.“

Angst vor der Unendlichkeit

Haben wir uns bisher dem Ursprung von Raum und Zeit im Denken gewidmet, gilt es nun nach dem Grund für die Verfestigung von Energie als Basis der Illusionen von Raum und Zeit in der fünften und sechsten Ebene zu fragen. Denn auch diese Verfestigung ist letztlich ein Produkt der konstruktiven Wahrnehmung. Mit der Erschaffung von Raum und Zeit in der Wahrnehmung und im Denken entstehen zwangsläufig ganz spezifische Ängste, allen voran die Angst vor der Unendlichkeit und ihrer menschlichen Beherrschbarkeit, die sich konkret als Angst vor dem Verlorengehen, vor der Sinnlosigkeit des Lebens und der Haltlosigkeit manifestiert. Der Begriff der Unendlichkeit ist dabei selbst schon wieder ein Produkt von Raum und Zeit, da erst durch die künstliche raum-zeitliche Begrenzung des Allseins der Lebewesen die Unendlichkeit als deren polare Entgegensetzung ins Bewusstsein tritt. Mit der Erschaffung von Zeit und Raum entsteht aber auch die Angst vor dem Alter und dem Sterben.
All diesen Ängsten versuchen die Ebenenbewohner entgegenzuwirken, indem sie sich künstlich einen Halt zu schaffen versuchen – und natürlich tragischer Weise wieder mit den Mitteln von Raum und Zeit, obwohl jene Kategorien doch erst die Ängste erzeugten.[3]
Diese Erschaffung des künstlichen Halts gelingt ihnen durch eine rigide Begrenzung ihres eigenen Denkens. Immer wieder und in einer immer größeren Zahl denken die Wesen formelhaft dieselben Gedanken und opfern derart als ursprünglich freie Geistwesen ihre kreative Freiheit auf dem „Altar der Angst“. Durch diese rigide Wahrnehmungs- und Gedankenarbeit verfestigen sie Stück für Stück die an sich fließende Urenergie, von der sie selbst ein Teil sind. Dadurch entsteht die sogenannte Materialität – ein sehr zweifelhafter Halt, der nur mehr neue Zwänge und Ängste erzeugt, allen voran die Angst vor dem Eingesperrtsein, die Verlustängste und die Angst vor dem Verfall und der Veränderung dieser willentlich verfestigten Energie.

 

Scheint die Angst vor der Unendlichkeit und das damit verbundene Bedürfnis nach materiellem Halt primär auch eine durch die Illusionen von Raum und Zeit gezeugte Angst zu sein, so bildet sie jedoch von ihrem tiefsten Ursprung her ein Ergebnis des Verlustes der unmittelbaren Verbindung zu Gott. Je größer diese Distanz zu Gott ist, desto größer wird die Angst und desto zwanghafter und unfreier gestaltet sich auch der Prozess der Wahrnehmung als Schöpfung. Befinden sich die Geschöpfe jedoch in fester Verbindung zu der Unschuld ihres Schöpfers, erleben sie die Unendlichkeit als eine beglückende Freiheit.

Wahrnehmen heißt sich im Vorhinein auf etwas Festlegen

Während der Begegnung Professor Levitans mit der Weltenköchin, aber auch an vielen anderen Stellen des Buches wird deutlich, wie Wahrnehmung tatsächlich funktioniert. Im Vorhinein haben wir Erwartungsbilder und Wahrnehmungsschablonen, mit denen wir als quasi Brille oder Filter nach „außen“ schauen. Diese inneren Erwartungsbilder geben uns vor, was wir zu sehen vermögen, wenn wir die abstrakte raum-zeitlose Energie erschauen. Statt der ehrfurchtgebietenden strahlenden Weltenköchin als höherem Wesen erblickte Herr Levitan eine dicke unansehnliche alte Köchin in einer verräucherten, schmuddeligen Stube, die ihn an seine Tante Helmine erinnerte. Durch dieses dominante innere Vorstellungsbild vermochte er also nicht die wahre glänzende Gestalt der Weltenköchin zu erkennen. Ähnlich ging es Frau Siebenblatt, die statt der himmlischen Weltenküche einen Rosengarten erblickte. Hinter diesem universalen Wahrnehmungsprinzip versteckt sich das Phänomen der Resonanz:
Der Wahrnehmende sendet wie ein Musikinstrument einen Klang aus, der sein Erwartungsbild repräsentiert. Dieser Klang wiederum erregt die an sich abstrakte Energie ähnlich einem Klangkörper und bringt sie zum Resonieren oder Schwingen, allerdings nur in den Frequenzen, die der Sehende aussendet. Das bedeutet aber, dass der Sehende in der Tat immer nur das sieht und sehen kann, was er selbst in sich trägt und aussendet. Und damit wird deutlich, dass Größe, Art und Weise des Ausschnitts, welche wir von der energetischen Welt wahrnehmen, allein durch unseren aktuellen Wissensstand und die damit verbundenen Wahrnehmungsformen vorgegeben werden. Diese Eigenheit liefert auch den Grund, warum der Gelbe Delphin zu Jule Levitan sagte, dass die 27 Ebenen Stufen der Erkenntnis verkörpern. Fehle einem diese Erkenntnis, würde man die Dinge nicht verstehen, ja teilweise nicht einmal wahrnehmen. Man könne nur erkennen, was man bereits als Erfahrung und Wissen in sich angelegt habe. Was Jule also sehen würde, wäre gegebenenfalls nicht das, was die oberen Ebenen tatsächlich darstellen.[4]

Die vier grundsätzlichen Wahrnehmungsarten

Nun ist es Zeit, vier grundsätzliche Arten des Wahrnehmens zu unterscheiden:
1. Die eine Art ist die bereits behandelte schöpferische Wahrnehmung des freien Formens von Energie, die aus ungeformter oder geformter Energie jede beliebige andere Form zu erzeugen vermag.
2. Die zweite Art der Wahrnehmung bildet das Wahrnehmen des Geschaffenen.
3. Die dritte Art der Wahrnehmung ist die Wahrnehmung des Abstrakten, eben das Wahrnehmen der reinen Energie.
4. Die vierte Art stellt die einzige nicht relativistische Wahrnehmung dar, die deshalb auch die Wahrnehmung des Absoluten genannt wird.
Und all diese vier Wahrnehmungsarten sind prinzipiell frei von zeitlichen Beschränkungen: Der Gelbe Delphin sagt zu Jule Levitan, „dass alles, damit es existieren kann, eine Idee benötigt.“[5] Diese Ideen sind der Kern, um den sich die individuellen Geschehnisse ranken und entwickeln können. Allein aufgrund dieser Tatsache ist es möglich, jedes Ereignis, jede Schöpfung seit dem Bestehen der Ebenen prinzipiell nachträglich immer wieder wahrzunehmen, egal wie lange die Geschehnisse auch zurück liegen. Denn nichts, was einmal geschaffen, ausgesprochen, gedacht und gefühlt wurde, kann jemals wieder zurückgenommen und ausgelöscht werden.

Zu 3. Die Wahrnehmung des Abstrakten

Der Mechanikermeister beschrieb Jule Levitan die prinzipielle Möglichkeit, reine Energie jenseits irgendwelcher Wahrnehmungsformen und Vorstellungsbilder wahrzunehmen. Dazu ist es notwendig, den inneren Dialog abzustellen, der den Lebewesen in jedem Augenblick sagt, „das ist ein Baum, das ist eine Sonne, das ist ein Glas“ etc. Siehe dazu Glossar „Bewusstsein“.
Wenn es dem Wahrnehmenden gelingt, diese interpretierende Instanz des inneren Dialogs und damit die Vorstellungsbilder durch hartes Training oder durch Hilfsmittel wie das Drachenauge[6] auszuschalten, sieht er mittels eines sich dadurch offenbarenden, vordem unbekannten aktiven Sinnes eine abstrakte Welt aus reiner Energie ohne jegliche Bildhaftigkeit. Er schaut quasi hinter den Vorhang der Schöpfung. Etwas anderes als diese lebendige Urenergie ist nicht vorhanden. Selbstredend ist diese abstrakte Welt unmöglich mit Worten zu beschreiben, da sie jenseits des Bekannten und der Worte liegt. Der nun folgende Beschreibungsversuch ist daher auch nur rein metaphorisch zu verstehen:
Indem der Wahrnehmende selbst Energie wie eine Art Echolot aussendet, „sieht“ er eine unendliche Zahl sich gegenseitig nicht berührender aus dem Unendlichen und ins Unendliche sich erstreckender Lichtfäden, die aus allen Richtungen kommen und in alle Richtungen gehen. In diesen Lichtfäden hängen leuchtende Energiekonglomerate verschiedenster Form wie Kugeln, Eier, Quader, Stäbe. Diese unendlich vielen Lichtfäden werden durch eine dunkle Kraft auseinandergehalten, so dass kein Faden den anderen berührt. 
Jedes dieser leuchtenden Energiekonglomerate enthält ein stärker leuchtendes Energiefeld, durch das Millionen von Lichtfäden direkt hindurchgehen. Wahrnehmung auf dieser abstrakten Ebene funktioniert derart, dass die Absicht oder der Wille des Wahrnehmenden vermittels des leuchtenden Energieelements die durch dieses hindurchgehenden Lichtfäden zum Glühen bringt. Deshalb kann man dieses leuchtende Feld auch als Wahrnehmungszentrum oder Bewusstseinszentrum bezeichnen.
Dieses Wahrnehmungszentrum ist beweglich, was ihm ermöglicht, völlig neue Abschnitte dieser Lichtfäden wie auch völlig neue Lichtfäden abzugreifen und damit wahrzunehmen. Beim Menschen befindet sich dieses Wahrnehmungszentrum ungefähr eine halbe Armlänge hinter dem rechten Schulterblatt in seinem über den physischen Körper hinausgehenden Energiekörper. Der Wahrnehmende kann die Bewegung des Wahrnehmungszentrums auch willentlich vornehmen und darüber hinaus jederzeit den Modus des Wahrnehmens vom Abstrakten zum Konkreten ändern.
Durch die Änderung zum Konkreten erkennt der Wahrnehmende, dass eine Verschiebung des Montagepunkts ungeheuerliche Dinge ermöglicht. Minimale Bewegungen erzeugen andere innere Gemütsstimmungen und Gedanken, weitere Bewegungen erlauben die Verwandlung des Wahrnehmenden in jede beliebige Gestalt, ob nun in eine Krähe, einen Baum, einen Menschen etc. Wieder andere, sehr weite Bewegungen ermöglichen, jeden Punkt der eigenen Geschichte wie auch der anderer Wesen und der Schöpfung noch einmal neu zu erleben oder nachzuerleben. Letzteres Verfahren ist eine Form des aktiven Rekapitulierens oder Erinnerns, die dennoch relativ ist, da sie immer nur Ausschnitte wiederzugeben vermag. Siehe dazu Glossar „Rekapitulieren“.
Die Bewegung des Wahrnehmungszentrums über eine bestimmte kritische Grenze hinaus erlaubt schließlich gar die Reise in völlig neue unbekannte Welten. Frances Berggruen erzählte mir, dass laut Jule Levitan diese Bewegung des Wahrnehmungszentrums über eine kritische Grenze hinaus das eigentliche Geheimnis der Reise durch die Ebenen sei. Von dieser Art zu reisen aber hat der Große Mechanikermeister nie gesprochen.

Zu 4. Die Wahrnehmung des Absoluten

Die Wahrnehmung des Absoluten in Absetzung zu den vorherigen relativen Arten der Wahrnehmungen lernt Jule Levitan durch den Gralshüter Awillouw in der Gralshöhle in der Mittelebene kennen. In den in der absoluten Mitte der Gralshöhle aufeinander treffenden Vier Winden sind die Düfte der Erdreiche und damit die Erinnerungen aller Welten und Ebenen gespeichert. Siehe dazu Glossar „Gral“ sowie Glossar „Vier Winde“.
Laut Awillouw soll durch das Einatmen dieser Erinnerungen mit einem Atemzug jedes Ereignis der gesamten Weltengeschichte zugleich eingeatmet werden und sich damit augenblicks der kosmische Plan oder die unsichtbare Absicht dem Wahrnehmenden erschließen. Denn nur mit dem Geruchssinn, als unserem ältesten Wahrnehmungsorgan, haben wir den Zugriff auf die ältesten Erinnerungen bis zum Anfang der Schöpfung.
Diese Art der absoluten Wahrnehmung darf jedoch nicht „materiell“ verstanden werden, denn dann wäre sie nicht absolut.
Hintergrund der absoluten Wahrnehmung über die Vier Winde ist die ab der siebenten Ebene vorherrschende Auffassung, Cloeda und die Ebenen seien durch den Atem Gottes entstanden. Dieser Atem ist reine göttliche Urenergie, die sich in den erwähnten Vier Winden als ewige göttliche Bewegung erhalten hat, und derart zugleich die Erinnerung der Schöpfung manifestiert.
Da gemäß der Überzeugung der Regenbogenschlange Gott und seine Schöpfung nicht durch die unteren fünf Sinne – Riechen, Schmecken, Tasten, Hören, Sehen – wahrgenommen werden können, da sie nur illusorische Interpretation von Energie und damit bestenfalls Teilaspekte Gottes wahrnehmbar machen, meint diese absolute Wahrnehmung der Schöpfung durch das Einatmen der Vier Winde einen geheimnisvollen Prozess des Einatmens des Atem Gottes selbst. Mit unserem ältesten Wahrnehmungsorgan ist also nicht der Geruchssinn als einer der fünf Sinne gemeint, wie wir diesen materialistisch in der fünften Ebene verstehen, sondern vielmehr ein ursprünglicheres verstecktes Wahrnehmungsorgan, das uns unmittelbar mit dem Schöpfer verbindet.

Der Traum als Wahrnehmungsorgan

Ein wesentliches Medium und Werkzeug der Wahrnehmung ist der Traum, der im Vergleich zu normalen Wesen von den Zauberern vollständig kontrolliert und willentlich beeinflusst werden kann. Laut dem Großen Mechanikermeister ist der Traum im Grunde genommen nur eine besondere Technik der Verschiebung des Wahrnehmungszentrums, mit dem man Schritt für Schritt in die Unendlichkeit der Schöpfung eintreten kann. Vergleiche dazu oben die entsprechenden Ausführungen. Frances Berggruen zitierte mir gegenüber in einem Gespräch eine Aussage des Mechanikermeisters, die ihr Jule Levitan weitergetragen hatte: „Der Traum sei ein Fluss, der in das weite Meer der Unendlichkeit fließt. Der Träumende kann die Breite, die Tiefe und die Geschwindigkeit des Flusses bestimmen, nicht jedoch das Verhalten des Meeres. Dementsprechend bedarf es höchster Konzentration, Perfektion und traumtechnischer Vollkommenheit, um zurück zur Flussmündung zu finden und von dem Meer der Unendlichkeit nicht verschlungen zu werden.“

Wahrnehmen als energetischer Prozess

Besonderes Augenmerk legte der Große Mechanikermeister in seinen Gesprächen mit Jule Levitan auf den energetischen Hintergrund des Wahrnehmens, das heißt auf die Tatsache, dass die Qualität, Tiefe und der Umfang der Wahrnehmung in starkem Maße von der Energiemenge abhängen, die dem Wahrnehmenden für die Wahrnehmung zur Verfügung steht.[7]
Er betonte, dass durch die Aktivität der Wahrnehmung bei jedem Wahrnehmungsvorgang Energie verloren geht. Sie bleibt an den Dingen und Lebewesen hängen, mit denen man sich im Prozess der Wahrnehmung gedanklich und gefühlsmäßig zwangsläufig verbindet. Auf diese Weise verliert jedes Wesen jeden Augenblick ein Stück seiner Energie, wird immer schwächer, bis es kaum noch genügend Energie besitzt, neue Dinge zu schaffen und die Welt gemäß seiner Vorstellung zu verändern. Diese energetisch ausgebluteten Wesen können nicht mehr fliegen, nicht mehr durch Wände gehen und auch keine Drachen mehr besiegen, weil ihnen schlicht die Energie dazu fehlt.
Hier liegt einer der Hauptgründe für das Altern der Wesen der fünften und sechsten Ebene begründet, das aus Sicht der Bewohner ab der elften Ebene einen unnatürlichen Vorgang des sich Gehenlassens darstellt. Jedoch kann jedes Wesen diesen Prozess des Energieverlustes willentlich umkehren. Siehe dazu Glossar „Rekapitulieren“ sowie Glossar „Alter“.

Wahrnehmungs- und Gedankenmanipulation

Siehe Glossar „Wahrnehmungs- und Gedankenmanipulation“.


[1]  Siehe Kap. „Die Ebenen oder die Kraft unserer Gedanken“ und das Kap. „Das Geheimnis der Schöpfungskraft“.

[2]  Siehe Kap. „Ebenen oder die Kraft unserer Gedanken“.

[3]  Siehe dazu das Kap. „Das Geheimnis der Schöpfungskraft“.

[4]  Siehe Kap. „Die Pforte des Todes und der Gelbe Delphin“.

[5]  Siehe Kap. „Die Pforte des Todes und der Gelbe Delphin“.

[6]  Siehe Kap. „Das Schwarze Licht“

[7]  Siehe Kap. „Ebenen oder die Kraft unserer Gedanken“. 


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