Fremde Gedanken des Drachen Morsus

In der gelben Nebelwand erfährt Jule erstmals von den fremden Gedanken des Drachen Morsus, vor denen sie sich in Acht zu nehmen habe. Nicht sie würde gerade denken, sondern jemand anders, der sich quasi in sie eingeschlichen habe. Dementsprechend wären es auch nicht ihre Gedanken, die sie wahrnehme, sondern die des Drachen Morsus, mit denen er Macht über sie gewinnt:[1] 

Das gestohlene eigene Bewusstsein

Tatsächlich flüstert der Drache Morsus den Bewohnern der Ebenen unaufhörlich seine destruktiven Gedanken ein und suggeriert ihnen perfider Weise, dass es ihre eigenen seien. Da die meisten Menschen der fünften oberen Ebene aufgrund dieser von klein an betriebenen Gedankenmanipulation ihre eigenen Gedanken nicht mehr kennen oder noch nie vernommen haben, fehlt ihnen eine Instanz, diese Manipulation des Drachen als solche zu erkennen.[2] Im Extremfall handelt es sich bei dieser Manipulation um eine völlige Ersetzung des Bewusstseins der Menschen durch das Bewusstsein des Drachen Morsus. Das, was die meisten Menschen naiv für ihr „Ich“ halten, hat dementsprechend nicht das Geringste mit ihnen selbst zu tun. In Wirklichkeit ist es das „Ich“ des Drachen Morsus. Siehe dazu besonders Glossar „Bewusstsein“, Glossar „Wahrnehmung, Unterkapitel „Wahrnehmungs- und Gedankenmanipulation“ sowie Glossar „Traum und Träumen“, Unterkapitel „Traum als Manipulationsmittel“. Die Weise Schildkröte bestätigte Jules Einsicht bezüglich der fremden Gedanken und berichtete in diesem Zusammenhang von dem Überfall der Drachenwesen auf die fünfte obere Ebene und von der Versklavung ihrer Bewohner.[3]
Da die Weise Schildkröte das Böse und damit auch den Drachen Morsus scheinbar letztlich nur als Produkt des Denkens und Handelns der Ebenenbewohner begreift, müsste man die fremden Gedanken eher bestimmten manipulativen Interessengruppen innerhalb der Ebenen zuordnen. Der Drache Morsus wäre im Verständnis der Weisen Schildkröte eher als ein Sinnbild oder eine Systembeschreibung für das manipulative Verhalten bestimmter Ebenenbewohner zu werten. Mit dieser Relativierung verlieren die Aussagen über die fremden Gedanken des Drachen Morsus jedoch nichts von ihrer Bedeutung, da die Manipulationsstrategien und die Tatsache der Manipulation unverändert bestehen bleiben.

Das Fremdbewusstsein als Selbstkontrollapparatur

Demjenigen, der den Ausführungen zum Thema der „fremden Gedanken“ und dem „Austausch des eigenen Bewusstseins“ keinen Glauben schenken will und vielmehr meint, Drachen gäbe es doch nur im Märchen, ist noch nicht klar geworden, dass er selbst sich nur in einem Märchen befindet. Darüber hinaus bitte ich jeden ernsthaft zu überprüfen, was sein Bewusstsein tagtäglich für ihn, oder man müsste treffender sagen, mit ihm tut. Tatsächlich ist jenes Bewusstsein, das die Menschen mit ihrem „Ich“ verwechseln, eine Art „Selbstkontrollapparatur“, mit der in jedem Augenblick des Lebens das eigene Verhalten auf Richtigkeit im Sinne des Drachen Morsus kontrolliert und korrigiert wird. Statt „im Sinne des Drachen Morsus“ könnte man auch sagen „im Sinne bestimmter Interessengruppen der Gesellschaft“ – die beiden Bezeichnungen sind  deckungsgleich. In jenem Bewusstsein, mit dem Du Dich identifizierst, und das Du für das Deinige hältst, werden von Geburt an Regeln und Anweisungen programmiert und gespeichert, die vorgeben, wer und was Du bist, wie Du Dich in bestimmten Situationen und gegenüber bestimmten Personen zu verhalten hast, was angeblich gut und schlecht in der Welt ist, wann Du ein wertvoller und wann Du ein wertloser Mensch bist etc. 
Mit diesem programmierten Regularium bist Du angehalten, in jedem Augenblick Deines Lebens zu kontrollieren, ob Dein Verhalten, Deine Gedanken und Gefühle auch mit den Vorgaben des Regulariums übereinstimmen. Tust Du das nicht, bekommst Du von Deinem falschen Bewusstsein die „rote Karte“. Du erkennst diese daran, dass Du Dich plötzlich schlecht fühlst, und umso mehr versuchst, es Deinem Bewusstsein alias der Selbstkontrollapparatur als Deinem Herrn Recht zu machen.
Da diese Programmierungen und Inhalte des Bewusstseins jedoch nicht von Dir bestimmt und beeinflusst werden können, nicht zuletzt weil Du in Deinem Kleinkindalter noch weitestgehend wehrlos den Bewusstseinsprogrammierungen ausgeliefert bist, ist Dein Bewusstsein oder „bewusstes Ich“ im Grunde genommen jener Bestandteil, der am wenigsten mit Dir selbst zu tun hat. Es ist das Sammelbecken dafür, wie Du sein sollst, aber nicht wie Du sein willst und wirklich bist.
Wenn Du dieses Psychoprogramm alias Bewusstsein als einen Software-Virus begreifst, der in Deinen eigenen Geist eingeschleust wurde, um Dich im Interesse fremder Kräfte zu manipulieren, dann hast Du eine moderne Beschreibung dessen, was ich hier zu sagen versuche. Und der Hacker und Autor dieses Software-Virus ist der Drache Morsus, egal ob man ihn nun als konkretes Wesen oder aber als abstraktes System begreifen will.
Sei also in jedem Augenblick Deines Lebens vorsichtig und höre niemals auf andere Leute. In der fünften Ebene gibt es kaum einen, der nicht von diesem Virus infiziert ist. Überall besteht höchste Ansteckungsgefahr! Zum Thema des „fremden Bewusstseins“ siehe auch Glossar „Bewusstsein“. 

Die Unterdrückung des Wissens von der „Kunst des Rufens“

Die Unterdrückung des Wissens von der „Kunst des Rufens“ ist eine der perfidesten Ergebnisse der Manipulation des Bewusstseins durch die fremden Gedanken. Denn indem es dem Drachen Morsus gelang, das Wissen um den „Gedanken hinter dem Gedanken“ zu unterdrücken, vermochte er jeden Wunsch in sein Gegenteil zu verkehren. Wünschen sich die Menschen zum Beispiel Frieden, dann bekommen sie stattdessen Krieg. Zur Funktionsweise dieses Manipulationsmechanismus siehe Glossar „Rufen, Wünschen oder Beabsichtigen“, Unterkapitel „Die Unterdrückung des Wissens um die ‚Kunst des Rufens‘“.

Die zerstörerische Kraft des Zweifels

Mit der zerstörerischen Kraft des Zweifels haben wir eine weitere Manipulationsfunktion, die der Drache Morsus in das Bewusstsein und Denken der Menschen eingeschleust hat. Während das Prinzip des „Gedankens hinter dem Gedanken“ das Gegenteil von dem erzeugt, was man sich wünscht, produziert der Zweifel einen Zustand der Lähmung und Ermüdung, in dem der Denkende und Wünschende im Extremfall völlig handlungsunfähig wird.

  Der Funktionsmechanismus des Zweifels ist ganz einfach zu verstehen: Indem der Denkende und Wünschende zu jedem Gedanken, den er denkt automatisch auch sein Gegenteil hinzudenkt, hebt er den ersten Gedanken mit dem zweiten sofort wieder auf. Damit entsteht eine Pattsituation, die auch einen energetischen Hintergrund besitzt. Denn da jeder Gedanke Formung und Bewegung bedeutet und derart Energie verbraucht, heben sich zwei entgegengesetzte Energien oder Energiebewegungen gegenseitig auch wieder auf. Der in Zweifeln Gefangene verbraucht derart sinnlos Energie, die ihm für wichtige Dinge verloren geht.
Da es beim Zweifeln mit einem Mal nicht getan ist, sondern der Denkende diese Zweifel vielmehr über Wochen, Monate, Jahre, ja teilweise über sein ganzes Leben mit sich schleppt, wird die unglaubliche Dimension der Energieverschwendung und inneren Lähmung deutlich. Doch dies ist, wie bereits erwähnt, gewollt. Nur deshalb verbreiten die Medien ununterbrochen widersprüchliche Meldungen und säen das Gift des Zweifels. Aus der Sicht der Seele kann man noch radikaler formulieren: In dem Moment, wo der Mensch glaubt, wählen oder sich für irgendetwas entscheiden zu müssen, hat er bereits die schlafwandlerische Sicherheit seiner Seele verloren. Er ist ein Opfer der Bewusstseinsmanipulationen des Drachen Morsus und seiner Helfer. 

Befreiung von den fremden Gedanken des Drachen Morsus

Jedoch ist man den Manipulationen in Gestalt des Fremdbewusstseins nicht wehrlos ausgeliefert. Einerseits gibt es Strategien, diese fremden Gedanken zu erkennen und anderseits sie „auszuschalten“, was dem Drachen Morsus oder auch anderen Negativwesen wie der Energiespinne Ecoli automatisch den Zugang zum Geist ihrer potentiellen Opfer versperrt:
 Jule erfährt in der gelben Nebelwand über ihre innere Stimme von der Manipulation ihres Bewusstseins durch fremde Gedanken.[4] Diese innere Stimme besitzt grundsätzlich jedes Lebewesen der Ebenen. Die Stimme ist eine absolut zuverlässige und liebevolle Instanz, mit der unsere allwissende Seele zu uns spricht. Ein Mensch, der auch nur einmal in seinem Leben seine innere Stimme verbal oder aber in Form von Gedanken und Gefühlen vernommen hat, wird von diesem Augenblick an genau zwischen seinen eigenen Gedanken und denen des Drachen Morsus und anderer Negativwesen unterscheiden können und niemals auf diese fremden Stimmen hereinfallen. Denn die innere Stimme spricht mit der Unschuld, Liebenswürdigkeit, Reinheit und Stärke der Seele. Die fremden Gedanken hingegen sind zumeist kummervoll, ängstlich, hämisch, kleinlich, berechnend, gemein, überheblich, gierig oder schadenfroh. Sie erzeugen Spannungen und Streit und führen dazu, dass man sich unwohl fühlt. Zurück bleiben Gefühle der Schuld, Verzweiflung, inneren Unruhe, Zerrissenheit und Haltlosigkeit.
Das einzig wirksame Verfahren zur Ausschaltung der fremden Gedanken besteht darin, sein Denken, das ja in Wirklichkeit das Denken des Drachen Morsus ist, überhaupt zum Schweigen zu bringen. Dazu gehört es, alle Dinge, die einen bewegen, als völlig unwichtig zur Seite zu stellen, egal was auch immer die anderen meinen. Nur auf diese Weise können die fremden Gedanken aus dem eigenen Denken entfernt werden. Es ist die Kunst des Loslassens.
Am Anfang erscheint dieses innere Schweigen als eine äußerst schwierige Aufgabe, da unser Gehirn unaufhörlich denkt und in einem inneren Dialog gefangen ist. Dabei plappert es „banalen Unsinn“, der aber als „hochwichtig“ dargestellt wird. Doch auch hinter diesem Unsinn versteckt sich wieder eine Manipulationsstrategie des Drachen, da mit jenem leeren Geplapper unaufhörlich Energie verbraucht wird, die den Lebewesen für wichtigere Dinge verloren geht. Das Bewusstsein vergeudet so etwa 60 bis 80 Prozent der Lebensenergie des Menschen. Darüber hinaus dient dieser permanente innere Dialog der Gedanken dazu, das Bewusstsein in sich selbst gefangen zu halten, damit tiefere Schichten des Wissens und die Stimme der Seele dem Betroffenen nicht zugänglich werden.
In jedem Falle muss man also den inneren Dialog unterbrechen. Erst wenn die Gedanken tatsächlich vollständig schweigen und die innere Stille einkehrt, dann ist das Bewusstsein des Drachen Morsus in einem selbst verstummt. Erst dann findet der Mensch zu seinem wahren Bewusstsein, das der Drache die ganze Zeit durch sein lautes, unsinniges Geplapper unterdrückt hatte. Die Erfahrung, erstmalig sein eigenes Bewusstsein wahrzunehmen, seine innere Stimme zu hören, ist für viele überwältigend. Manche glauben gar Gott zu hören, ihm ganz nah zu sein. Und tatsächlich verhält es sich in gewisser Weise so, denn die eigene Seele ist die Stimme Gottes, denn wir selbst sind Gott. Das Erwachen des eigenen tieferen Bewusstseins ist also die Stufe, wo man Gott und die eigene Göttlichkeit als unumstößliche Tatsache begreift. Vor dieser Erfahrung bleibt jedes Reden über Gott fruchtlose Theorie. 

Die Bemühungen des Mechanikermeisters

Eines der Hauptanliegen des Großen Mechanikermeisters bildete es, diese Manipulation des Drachen Morsus vollständig zu unterbinden. Aus der Erfolglosigkeit seiner unendlichen Versuche, den Bewohnern der Ebenen die Manipulationsmechanismen des Drachen aufzudecken, beschloss er eine eigene Schöpfung zu kreieren, die nicht anfällig für die Manipulationen des Drachen und anderer Negativwesen war. Diese Aufgabe ist ihm in der Tat gelungen.


[1]  Siehe Kap. „Fremde Gedanken: In der Gewalt des Drachen Morsus“.

[2]  Siehe Kap. „Die Versklavung der Erde“.

[3]  Siehe Kap. „Die Versklavung der Erde“.

[4]  Siehe Kap. „Durch die Nebelwand“.


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